Öl auf Leinwand, um 1920, 63 x 73 cm
Privatsammlung Berlin
Beschreibung der Galerie Barthelmess & Wischnewski, Berlin:
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges lebte Elisabeth Andrae wieder vor allem in Berlin, das nun auch ihrem Bruder Walter Andrae, dem späteren Direktor des Pergamon-Museums, zur zweiten Heimat geworden war. Hatte sie seit Beendigung ihres Studiums im Jahr 1906 sowohl in Dresden als auch in Berlin gelebt und sich 1915 ganz in Sachsen niedergelassen, so suchte sie nun, da die moderne Kunst sich vor allem in der Hauptstadt abzuspielen schien, die Nähe zum Kunstgeschehen. Besonders das erst im Jahr 1920 eingemeindete, noch deutlich an eine märkische Kleinstadt erinnernde Spandau hatte es ihr angetan. Für viele ihrer Arbeiten, die sie in den folgenden Jahren schuf, fand sie dort ihre Motive: Einerseits noch ländlich-idyllisch, doch andererseits bereits von der unaufhaltsam vordringenden Großstadt gekennzeichnet. In diesem hervorragenden, sommerlichen Gemälde – ein Hauptwerk der Künstlerin – spürte Elisabeth Andrae Berlins Wurzeln als kleines Fischerstädtchen an Spree und Havel nach: Aufgelassene Reusen unter gewaltigen Laubbäumen stehen für diese Vergangenheit, während die am gegenüber liegenden Ufer aufragenden Mietskasernen mit ihren im Sonnenlicht leuchtenden Brandmauern die Veränderung hin zur Großstadt anzeigen. All dies ist mit einer derartigen spontanen Leichtigkeit und dennoch überzeugenden farblichen wie formalen Sicherheit vorgetragen, dass sich die Künstlerin als eines der ganz großen Talente des frühen 20. Jahrhunderts präsentiert, die den Vergleich mit weltberühmten Namen wie Kandinsky, Münter oder auch Jawlensky keineswegs zu scheuen braucht.