Öl auf Leinwand, um 1910, 64 x 73 cm
Privatsammlung Bergisch-Gladbach
Beschreibung der Galerie Barthelmess & Wischnewski, Berlin:
Es ist ein wolkenverhangener Tag ohne Sonnenschein. Nur helles Streulicht dringt durch das Fenster herein, auf dessen Fensterbrett Blumen stehen. Doch Elisabeth Andrae lässt das Grau des Tages nicht zu, sondern spürt den feinen Nuancen des Tageslichts nach: Gelbliches Hellgrüngrau mit einer bläulichen Note… Fast meint man zu spüren, wie unsere Welt in einem Meer von Sauerstoff zu schwimmen scheint. Und ganz im Sinne der Impressionisten stellt die Künstlerin den einzelnen Farbanteilen des Lichts die hierzu komplementären Farben gegenüber, die sich in den konkreten Gegenständen finden: Das tiefe, ins Violette übergehende Dunkelrot der Blüten, vor allem aber das strahlende Gelb der im Bunzlauer Keramikkrug dekorierten Blumen. Elisabeth Andrae die an der Dresdener Akademie unter Adolf Thamm studierte hatte seinerseits ein Schüler des Pointillisten Paul Baum und die abwechselnd sowohl in Dresden als auch in Berlin lebte, hat über die Ausstellungen der Berliner Secession, die sie nachweislich alle besucht hatte, frühzeitig Kenntnis von der modernen Kunst der Franzosen. Entsprechend der Ästhetik der Brücke-Maler, die sie selbstverständlich aus Dresden kannte, überwand sie jedoch die ausschließlich impressionistische Sehweise und eignete sich einen ganz persönlichen, bereits in Richtung des gerade entstehenden Expressionismus weisenden Stil an. Ihre Freundschaft zu Gabriele Münter, der sie in Zeiten tiefster Depressionen beistand, spricht für die Kongenialität Elisabeth Andraes, die obwohl noch längst nicht allgemein bekannt – zu den bedeutendsten deutschen Malerinnen des 20. Jahrhunderts zu zählen ist.