Öl auf Karton, 1911, 21 x30 cm
Privatsammlung Berlin
Beschreibung der Galerie Barthelmess & Wischnewski, Berlin:
Elisabeth Andraes Malerei wird nun immer stärker von der Kunst des Expressionismus geprägt: Starkfarbige, klar gegliederte Flächen stehen unmittelbar nebeneinander und vereinfachen die Komposition. Der Rhythmus des Bildaufbaus bestimmt nun deutlich die Wirkung ihrer Gemälde. Zudem entdeckt die Künstlerin in den Jahren um 1910 ein bis dahin in der deutschen Malerei häufig vernachlässigtes Stilmittel für sich den Pinselstrich. Bislang hatten die Maler zumeist versucht, das „Gemachte“, die Faktur, eines Gemäldes nicht noch zusätzlich zu betonen. Nun aber, mit der Verbreitung des Werkes van Goghs, bekannten sich die jungen Künstler jedoch dazu. Sie wollten dem Betrachter nicht mehr nur eine möglichst illusionistische Wiedergabe der Natur präsentieren einen realistischen „Fensterblick“ sozusagen , sondern vielmehr eine persönliche Interpretation des Gesehenen. Und diese Interpretation verlangte geradezu danach, zu zeigen, wie und in welcher Stimmung das Gemälde angefertigt wurde. Zugleich wurde die Farbe als Materie erkennbar gemacht, indem die Künstler sie pastos und mit deutlich sichtbarem Pinselstrich auf die Leinwand oder den Karton setzten. Immer deutlicher schlug die Künstlerin nun den Weg in die Vereinfachung ein. Sie benutzte breite Pinsel, die sie zwangen, ihre wohlüberlegten Striche präzise zu setzen, ohne dabei ihrer Spontaneität verlustig zu gehen. Auffallend an ihren Werken ist die hohe Musikalität. Nicht umsonst spricht man vom „Farbklang“, den Elisabeth Andrae meisterhaft beherrschte: Das helle Gelb der Sonnenflecken des in die Bildtiefe führenden Weges steht in einem wunderbar komplementären Gegensatz zu den verschiedenen Blautönen des Himmel, aber auch jenen der Schattenpartien eben jenes Weges. Dieser extreme Gegensatz wird beruhigt von den unterschiedlichen Grüntönen sowie dem „dämpfenden“ Rotbraun des Feldes im Hintergrund. Elisabeth Andraes Musikalität kommt aber auch in ihrer Strichführung zum Ausdruck: Dem Stakkato, mit dem die Felder gestaltet sind, stellt sie einen geradezu tänzerischen Farbauftrag gegenüber, der sich im Buschwerks findet.