Öl auf Leinwand, um 1923, 64 x 72 cm
Privatsammlung Genf
Beschreibung der Galerie Barthelmess & Wischnewski, Berlin:
Im Herbst 1923 reiste Elisabeth Andrae nach Murnau, um dort Gabriele Münter zu besuchen, die, zurückgekehrt aus dem Exil in Schweden, wieder Anschluss an die künstlerische Avantgarde in Deutschland suchte. Nach Jahren eingeschränkter künstlerischer Produktivität nahm die Münter nun Kontakt zu Kolleginnen auf, auch aus dem Verein Berliner Künstlerinnen, und hoffte auf Anregungen zu einem Neubeginn. Es ist anzunehmen, dass Elisabeth Andrae bei dieser Gelegenheit nicht nur gemeinsam mit ihrer Bekannten in der Umgebung Murnaus malte, sondern ihr auch ältere Arbeiten zeigte. So scheint Gabriele Münters in jenem Jahr entstandene „Studie mit Telegraphenstange“ in der Tat von Elisabeth Andraes gut zwölf Jahre früher entstandenen Gemälden motivisch beeinflusst worden zu sein. Auf das pittoresk im Murnauer Moos gelegene Ramsach-Kirchlein wurde Elisabeth Andrae jedoch mit Sicherheit von Gabriele Münter aufmerksam gemacht, die es selbst wiederholt gemalt hat. Und fast meint man in diesem kraftvollen Gemälde den Ausdruck jener Hoffnung erkennen zu können, die Elisabeth Andrae ihrer Kollegin mit ihrem Besuch machen wollte: Mitten im tiefsten Winter, zu einer Zeit, in der alles Leben aus der Natur gewichen zu sein scheint, erstrahlt die Welt in wärmstem Licht und lässt die Hitze des Sommers erahnen.